Neuer Versuch mit Robinie

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Putzi2610!
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Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Putzi2610! » 05.08.2022, 21:23

Moin Moin an die Bogenbauergemeinde,
hatte mal wieder Lust was zu bauen und zufällig lag bei mir noch ein Stave aus Robinie rum.

Der 1/4 Stave war ca. 180 cm lang, mit einem natürlichen und gleichmäßigen Reflex über die gesamte Länge und bis auf einen leichten Knick an einem Wurfarmende schön gerade.
Leider war das Ausgangsmaterial doch nicht perfekt (welches Holz ist das schon?), zu erwähnen wären in diesem Zusammenhang zum einen die 4 Äste, die schön mittig über den gesamten Biegebereich verteilt waren, sowie das ungleichmäßige Verhältnis zwischen Splint- und Kernholz.
Habe noch ein paar Fotos des Ausgangsmaterials behalten und unten eingefügt.

Nach langem Hin- und Herüberlegen habe ich mich entschlossen, daraus einen Flachbogen in Pyramidalform zu schnitzen, der Griffbereich sollte in die Biegung einbezogen werden.
Beim Herausarbeiten der Grobform stellte sich dann heraus, dass der Rohling zu wenig Fleisch auf den Rippen hatte, um das Splintholz komplett zu entfernen.
Habe mich daraufhin entschlossen, einen Teil des Splintholzes drauf zu lassen (möge der Shitstorm beginnen) ;).
Um zu verhindern, dass sich vom Splint Späne abheben und sich Risse bis in den Kernholzbereich ausbreiten, habe ich dem Rücken ein Backing aus Rohhaut verpasst, siehe Foto.

Jetzt bin ich gerade beim Tillern und hatte den Bogen das erste Mal auf dem Tillerstock.
Die Fotos vom entspannten Bogen, vom Auszug bei 14 und 18"" mit bogenlanger Tillerschnur habe ich ebenfalls beigefügt.
Der Bogen ist asymmetrisch gebaut, der untere (2 cm kürzere) Wurfarm ist auf den Fotos links.

Ich weiß gerade nicht, ob ich den Tiller richtig beurteile ???
Mein Eindruck ist, dass er bei beiden Wurfarmen in den letzten beiden Dritteln noch deutlich zu wenig biegt.
Habe bei 18'' Auszug mal das Zuggewicht gemessen, Ergebnis: fast 55#.

Wie sind Eure Meinungen zum Tiller?

Vielen Dank und einen schönen Abend,

LG Heiko
Dateianhänge
entspannt.jpeg
entspannt
Auszug bei 14''.jpeg
Auszug 14''
Auszug bei 18''.jpeg
Auszug 18''
Backing klein.jpeg
Rohhautbacking
Ast 1.jpeg
Ast 1
Ast 2.jpeg
Ast 2
Ast 3.jpeg
Ast 3
Gesamtansicht Bauch.jpeg
Gesamtansicht Bogenbauch
Gesamtansicht Rücken.jpeg
Gesamtansicht Bogenrücken
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von schnabelkanne » 05.08.2022, 21:43

Servus, das Holz sieht nicht schön aus, wurde es trocken gelagert?
Mit was wurde die Rohhaut geklebt?
Linker WA zw, 10 bis 7 und rechts bei 12 ist er dicker?
Wenn du Totäste im WA hasst dann etwas breiter bauen, in etwa um die Aststärke breiter.
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Putzi2610! » 05.08.2022, 22:30

Über die Lagerung kann ich nichts sagen, habe den Stave gekauft.
Die Rohhaut habe ich mit wasserfestem Holzleim geklebt.
Und ja, die dickeren Stellen sind die Totäste. An diesen Stellen habe ich etwas mehr Material stehen (Dicke und Breite).
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Rotzeklotz » 05.08.2022, 23:25

So pralle sieht der wirklich nicht aus, aber Versuch macht klug.
Ein Backing halte ich bei Robinie übrigens für unnötig, nur weil da Splintholz drauf ist. Ich verbaue regelmäßig Robinienbögen mit Kern und Splintholz. Zumeist mit dem ersten Splintring über dem Kernholz, der ist meistens sehr zäh. Im Zweifel einfach mal men Span abschneiden und Knotentest machen.

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Update: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Putzi2610! » 07.08.2022, 19:30

So, habe mal ein bisschen weiter gemacht.
Material ein den beiden äußeren Dritteln der WA abgetragen, noch einmal aufgespannt und überprüft und anschließend Tillerschnur ein wenig verkürzt.

Ergebnis siehe Bilder (unterer WA ist im Bild links).

Auf mich wirkt die Biegung schon recht gleichmäßig, Zuggewicht bei 18'' Auszug immer noch bei beinahe 55#.
Dateianhänge
abgespannt gross.jpeg
abgespannt
Auszug 18'' gross.jpeg
Auszug 18''
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Rotzeklotz » 07.08.2022, 20:27

Mach mal schön vorsichtig, Robinie verzeiht nicht so viele Fehler, ist auf Druck ziemlich anfällig. Zuggewicht würde ich reduzieren.

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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von schnabelkanne » 07.08.2022, 20:50

Rechts bei 9\10 biegt er zuviel und der linke ist stärker.
Lg Thomas
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Putzi2610! » 07.08.2022, 21:14

@Rotzeklotz:
Da Du ja Erfahrung mit Robinie hast, mal eine Frage:
Ist das normal, dass dieses Holz bei relativ wenig Material so stark ist?

Im Vergleich zu meinem letzten aus Hickory kommt mir die Robinie außergewöhnlich stark vor. Momentan wäre ich gar nicht in der Lage, diesen Bogen auf Standhöhe zu bringen, egal ob mit Durchsteigetechnik oder Spannschnur... ???

Knie auf den Griff geht bei diesem leider auch nicht, weil der Griff durch das Spalten des Stammes eine Macke hat, siehe Foto.
Wenn man dort sein Knie draufhält, um den Bogen zu spannen, macht das ganz dolle aua ;) Durch Reduzierung der Dicke des Griffes könnte ich diese Macke zwar entfernen, weiß aber nicht, ob er dann nicht zu dünn wird.

Und das Zuggewicht würde ich gern reduzieren, bin mir nur nicht sicher ob der an einigen Stellen relative hohe Splintholzanteil das zulässt. Wenn ich die Dicke mal bis auf den Splint reduziert habe, war es das, oder?
Dateianhänge
unterer WA.jpeg
WA unten Verhältnis Splint - Kernholz
oberer WA.jpeg
WA oben Verhältnis Splint - Kernholz
Griff mit Macke.jpeg
Macke am Griff
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Neumi » 08.08.2022, 08:22

Für das Problem gibt es eine einfache Lösung. Runter mit dem Backing und Splintringe abtragen. 👍
Wenn das Holz ungewöhnlich stark ist, kann es auch daran liegen dass es viel zu trocken ist. Robinie ist aber ziemlich zäh, insofern gibt es zumindest Hoffnung dass aus diesem Stück ein Bogen wird.
Wer verkauft solches Holz?
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von MrCanister123 » 08.08.2022, 09:24

Neumi hat geschrieben:
08.08.2022, 08:22
Für das Problem gibt es eine einfache Lösung. Runter mit dem Backing und Splintringe abtragen. 👍
Dacht ich mir auch, aber wär dann halt schade drum, sieht eigentlich gut aus mit dem Splint.
Zudem müsst man halt noch die Overlays neu machen..

Ich würd an deiner Stelle einfach so mal weitertillern.
Kannst ja dann anfangs einmal über den ganzen WA drüberziehen um das Zuggewicht zu mindern und dabei natürlich vermehrt an den Stellen abtragen, die sich mehr biegen.
Schaffa Schaffa

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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Neumi » 08.08.2022, 12:27

MrCanister123 hat geschrieben:
08.08.2022, 09:24
und dabei natürlich vermehrt an den Stellen abtragen, die sich mehr biegen.
Naja, ob das so eine gute Idee ist 😉😁
Lieber an den Stellen die zu wenig biegen.
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Putzi2610! » 08.08.2022, 13:11

@Neumi: Stimmt, das wäre sicher keine gute Idee, habe aber auch so verstanden, was gemeint war ;D
Deinen Vorschlag muß ich mir erstmal durch den Kopf gehen lassen, hatte das Splintholz anfangs ja bewusst drauf gelassen.
Und zum Thema Holz: Habe den Stave irgendwann einmal bei Ebay Kleinanzeigen erstanden. Auf den Fotos sah dieser auch ganz gut aus. Schien zumindest ganz brauchbar zu sein, war bereits entrindet und anständig versiegelt. Ist halt keine gute Idee, Holz zu kaufen, dass man vorher nicht persönlich in Augenschein nehmen kann.
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Neumi » 08.08.2022, 13:19

Du must ja nicht den ganzen Splint abtragen. In der Regel hat Robinie 3-4 Splintringe.
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Spanmacher » 08.08.2022, 14:01

Unangenehm wäre, wenn Du jetzt zuerst Kernholz abträgst und sich danach herausstellt, dass noch Splint weg muss.
Dann könnte es eng werden.

So wie ich das bei Robinie verstehe, kann der Splint zum Verspröden neigen. Deswegen erst Mal die Probe darauf machen und dann weiter entscheiden.
Das wäre mein Vorgehen aus der Ferne betrachtet.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

Kidaru
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Re: Neuer Versuch mit Robinie

Beitrag von Kidaru » 08.08.2022, 20:22

Bei Robinie nehme ich den Splint immer komplett runter, wie Spanmacher schon schrieb wird der eh spröde und bröselig. Von den mangelnden Zugkräften ganz zu schweigen. Zudem suche ich mir bei Robinie lieber einen dicken Jahresring als Rücken und der lag noch nie unter der Splintschicht ^^
Die Wurfarme sollten nur recht flach und breit sein, wobei du mit vollpyramidial wohl die beste Wahl getroffen hast.
Wurfarmdicke von 1cm ist immer noch recht steif, dann neigt sie aber auch zu mehr Set aber die Enden kannste ja bissel flippen.
"Wenn du Ruhm und Ehre willst, lerne zuerst Geduld und Demut"

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