Rückblick: Größere Probleme beim Bau des Bogens traten nicht auf, da ich sowohl das Sehnenbacken als auch die Hornplattentechnik schon vorher beherrschte.
Das Tillern gestaltete sich leicht, da ich schon beim Holzrahmen als auch nach dem Sehnenauftrag am Bogenbauch getillert hatte und später ging es auch noch durch Hornabschaben.
Dennoch auftretende verschiedene Spannhöhen der Wurfarme ließen sich durch Warmmachen ausgleichen. Dieses "Warmmachen" liest man immer wieder in der Literatur, aber keiner beschreibt es genauer: Man nehme eine Tischlampe mit einer 40 Watt Birne, die man ca 8 cm über die zu tillernde Stelle platziert. Der Wurfarm wird hier mildwarm (ca 40-45 Grad). Dies reicht aus, um einen richtiggehenden Knick oder "hinge" in den Bogen zu bekommen, also nicht zu lange, ca 10 min wärmen lassen. Wenn sich der Hautleim weich anfühlt, war es zuviel. Aber keine Bange: einen Tag warten, dann ist alles wieder fest. Der Vorgang ist also reversibel, wenn man es nicht übertreibt.
Die Wicklungen vom Griff zum Wurfarm hin habe ich zu weit überlappen lassen. Der Wurfarm arbeitet unter der Wicklung, was zu Rissen führt. Dies ist aber eher ein kosmetisches Problem. Also beim nächsten Bogen auf kürzeren Strecken wickeln. Außerdem werde ich das Griffteil am Bauch mit langen Übergängen ("Fade-Outs") ankleben, statt das kurze Teil am Bogenrücken. Dies vermeidet eine zu frühe Krümmung des Wurfarms.
Die Breite der Wurfarme von 40 mm ist in Ordnung, dennoch gab es leichte Verdrehungen des Wurfarms zu den Siyahs hin, die auf die relativ hohe Vorspannung (35 cm) zurückzuführen sind. Da die Sehne beidseitig am Siyah herabläuft, komt es beim Spannen nicht zu dem bekannten Knick in der Kurve, sondern der Bogen spannt sich unendlich weich und gleichmäßig über die ganze Länge bis hin zu einem Auszug von 30 " (s. Kurve).
Abb.1: Kraft-Weg-Diagramm des Reiterbogens
Auszug in [inch], Kraft in [kg]
