Leinen

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Leinen

Beitrag von s69_de »

Hallo zusammen,
kürzlich habe ich auf der Ronneburg ein Bogenbauseminar besucht und mir dort einen Langbogen gebaut. Für die Pfeile und die Sehne (flämischer Spleiss) haben wir einen Leinenfaden verwendet.
Hat hier jemand eine Ahnung, ob es bei leinen Qualitätsunterschiede gibt oder ob man etwas beachten muß?
Vielen Dank schonmal
Stephan
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Edradour
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Re: Leinen

Beitrag von Edradour »

Hallo Stephan,

auch ich habe bei Nico einen Bogen gebaut. Von ihm habe ich auch gleich eine Rolle Leinengarn gekauft.
Es gibt da Riesenunterschiede! Reissfertigkeit und Glattheit sind nur zwei von vielen Kriterien. Du solltest auf jeden Fall die Reissfertigkeit in Pfund kennen oder ermitteln, um die Anzahl der Stränge berechnen zu können. Wie das geht, ist hier im Forum ausführlich erläutert worden.
Gerne genommen wird auch fertig gewachstes Sattlergarn.

Gruß, Ed
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Re: Leinen

Beitrag von s69_de »

Hallo Ed,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Ah, Du bist auch ein Nico Jünger  ;)
Ja, der Kurs bei ihm hat sehr viel Spaß gemacht...
Wegen dem Leinen. Ich hatte mal bei ebay geschaut, aber da findet man fast alles - nur kein reines Leinen. Weisst Du die Reisfestigkeit von Nicos Rollen? Bei ihm eine zu kaufen wäre natürlich auch eine Option...

viele Grüße
Stephan
Christopher
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Re: Leinen

Beitrag von Christopher »

Warum nehmt ihr nicht einfach Dacron?
ist billig(eine Rolle Kostet so 10 € und reicht für mindestens 20 Sehnen), reisfest und für einen 50 lbs Bogen reichen 10 Stränge.
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!
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Edradour
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Re: Leinen

Beitrag von Edradour »

Christopher hat geschrieben: Warum nehmt ihr nicht einfach Dacron?
ist billig(eine Rolle Kostet so 10 € und reicht für mindestens 20 Sehnen), reisfest und für einen 50 lbs Bogen reichen 10 Stränge.
Klar geht das. Ich habe zeitweilig sogar FF auf meinem ELB, aber Leinen macht sich zu historischen Anlässen einfach besser. Ausserdem darfl man mit Dacron z.B. nicht alle Turniere schießen darf (Steinzeitkram)
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Re: Leinen

Beitrag von s69_de »

Christopher hat geschrieben: Warum nehmt ihr nicht einfach Dacron?
ist billig(eine Rolle Kostet so 10 € und reicht für mindestens 20 Sehnen), reisfest und für einen 50 lbs Bogen reichen 10 Stränge.
Wäre natürlich auch eine Idee und möglicherweise werde ich mir das auch mal zulegen. Allerdings stehe ich da eher auf die traditionellen Geschichten und sehe meinen ELB lieber mit einer Bienenwachsgetränkten Leinensehne  :)
Aber für eine ausgedehnte Trainingssession mit möglicherweise hohem Verschleißpotential wäre das durchaus eine Alternative.
Boettger
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Re: Leinen

Beitrag von Boettger »

Ich wüßte jetzt eigentlich nicht wirklich, warum eine gut gepflegte Bogensehne aus Flachs oder Hanf weniger haltbar sein sollte, als eine aus Dacron. Auch die Schußeigenschaften sind ziemlich vergleichbar (schaue ich morgen noch mal nach).
Wenn Ihr eine gute Quelle wißt, ich hätte ebenfalls Interesse. Schusterleinen soll sich gut eignen?

mfG
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Re: Leinen

Beitrag von meinlieberschwan »

Also ich habe am Anfang nur Leinenfaden ausm Supermarkt als Sehne benutzt. 2 Stränge 3mm dickes garn flämisch gespleißt und war sehr zufrieden. man muss das leinen halt vor dem ablängen ausdehnen sonst ist die sehen nach dem ersten aufspannen viel zu lange.
meine selfbows haben 25 und 30 kg zuggewicht bei vollauszug und ich hatte nie probleme. eine sehne ist mir gerissen weil öhrchen durchgescheuert sind also evtl. da ne wicklung anbringen da naturstoffe anfälliger sind für abstehende fasern im gegensatz zu monofilamenten.
gruß meinlieberschwan
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captainplanet
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Re: Leinen

Beitrag von captainplanet »

meinlieberschwan hat geschrieben: man muss das leinen halt vor dem ablängen ausdehnen sonst ist die sehen nach dem ersten aufspannen viel zu lange.
meine selfbows haben 25 und 30 kg zuggewicht bei vollauszug und ich hatte nie probleme. eine sehne ist mir gerissen weil öhrchen durchgescheuert sind also evtl. da ne wicklung anbringen da naturstoffe anfälliger sind für abstehende fasern im gegensatz zu monofilamenten.
Ausdehnen? Das klingt in meinen Ohren sehr befremdlich. Bist Du sicher daß Deine Sehne aus Leinen ist und nicht aus Hosengummi?  ???

Ein Selfbow mit 30 Kilo, da brauchts schon eine ordentliche Sehne. War die gerissene gedreht oder endlos? Die Fasern haben einen besseren Zusammenhalt wenn sie verdreht sind kommt mir vor. Endlos ohne Wicklung geht praktisch gar nicht. Sehnenwachs und glattgeschmirgelte Kerben sind natürlich auch wichtig.
Ich dachte bei meiner ersten Flämischen auch na die wird sich bald durchscheuern am Ohr so ganz nackig wie sie ist. Aber das Wachs und die Verdrillung machen sie sehr stabil.
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captainplanet
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Re: Leinen

Beitrag von captainplanet »

Also strecken in dem Sinne daß sich die einzelnen Fasern gegeneinander verschieben?
Ich weiß nicht wie eine gesponnene Sehne hergestellt wird aber bei einer gedrehten kann ich mir schwer vorstellen daß sich was streckt da durch die Verdrillung die einzelnen Fasern schon gestreckt sind und auch sehr dicht aneinandergepreßt werden, also eine hohe Haftreibung untereinander haben.

Ich muß aber auch zugeben noch keine Leinensehne hergestellt zu haben, nur mit Hanf und Brennessel(letztere aber nicht als Sehne) hab ich mich neben Dacron schon beschäftigt.
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Re: Leinen

Beitrag von 1pitty »

hallo miteinander, im alten fc gab es eine meiner meinung nach sehr gute videoanleitung zum sehnenbau.hat die noch jemand gespeichert?
Bogenschießen tut gut,immer!!!!
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Re: Leinen

Beitrag von Edradour »

Boettger hat geschrieben: Ich wüßte jetzt eigentlich nicht wirklich, warum eine gut gepflegte Bogensehne aus Flachs oder Hanf weniger haltbar sein sollte, als eine aus Dacron. Auch die Schußeigenschaften sind ziemlich vergleichbar (schaue ich morgen noch mal nach).
mfG
Leinen hat sogar weniger Streckung als Dacron.
Mir persönlich ist Dacron eigentlich schon wieder zu weich. Leinen fühlt sich irgendwie besser an. Mag aber subjektiv sein.
Zum Trainieren habe ich aber meistens auch Dacron drauf.
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Re: Leinen

Beitrag von Boettger »

Ich habe mal in der TBB wieder einiges nachgelesen. Tim Baker hat im zweiten Band doch so einiges zu Sehnen und Sehnenherstellung geschrieben. Unter anderem ist er dort zu der Feststellung gekommen, dass Sehnen aus bestem Schuhmacherleinen als Sehnenmaterial genauso leistungsfähig sind wie Dacron (S.235).

Die Dehnung (die man nicht mit Leistungsfähigkeit gleichsetzen kann) von Dacron und Seide beträgt übrigends nach Baker 4 %, die Dehnung von Leinen 2%. Deshalb kann es gut sein, dass sich der Bogen mit einer Leinensehne "härter" anfühlt.

Ich kann mich erinnern gelesen zu haben, dass "früher" Bogensehnen aus belgischem Flachs wegen ihrer Qualität hoch geschätzt waren und europaweit gehandelt worden sind. Die Quelle konnte ich aber nicht mehr finden.

Interessant in diesem Zusammenhang sind Tim Bakers Klassifizierungen einzelner Sehnenmaterialien hinsichtlich ihrer Eignung und Qualität. Hanf und Flachs sehr guter Qualiät eignet sich demnach sehr gut. Es scheint aber auch solches von "normaler" Qualität zu geben. Dieses eignet sich immer noch "gut" als Sehnenmaterial (S.275).

Mit der Qualität ist es aber so eine Sache. Eigentlich sind alle Sehnen in Bezug auf Zugfestigkeit so stark überdimensioniert, dass man vermuten könnte, dass die Qualität des einzelnen Leinenfadens gar nicht so ausschlaggebend ist, bzw. auch Material nicht optimaler Qualität kann nicht zum Bruch führen, solange die Sehne als ganzes nicht beschädigt ist. 

Mir wäre es deshalb wichtiger, einen (guten) Leinenfaden zu haben, der schon vorgewachst ist, damit sich der Faden besser verarbeiten lässt. Also wie oben angesprochen gewachstes Schustergarn z.B. Eine gewisse Reißfestigkeit des Fadens (~ 5 lbs?) wäre natürlich schon wünschenswert.
Wer dafür eine Quelle kennt ... Bild

@ Captainplanet: Wenn man eine Sehne von Hand dreht muss man anschließend schon erst mal richtig auf Zug belasten, damit schonmal ein guter Teil der Dehnung verloren geht - also quasi "die Luft" aus den Drehungen rausgezogen wird und das Material selbst gedehnt wird. Durch die Reibung und Verdrehung bleibt das Material dann gestreckt. Etwas Dehnung (-sfähigkeit) bleibt aber immer. So sehe ich es.

mfG
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captainplanet
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Re: Leinen

Beitrag von captainplanet »

Die 4 Prozent Dehnung von Dacron sind ein sehr theoretischer Wert. Da eine Sene mit 14 oder 16 Strang für die meisten Bögen total überdimensioniert ist verhält sich eine Dacronsehne je nach Bogenstärke mehr oder weniger annähernd wie Hanf, Leinen oder FF.
Bester Rindengrapscher von FC!!!
Boettger
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Re: Leinen

Beitrag von Boettger »

Naja, das sehe ich nicht so ganz.

Erstens bleibt auch bei einer gestreckten Sehne eine gewisse Dehnungsfähigkeit bestehen - was auch gut ist, weil bogenschonend und fehlerverzeihend.
Überdimensioniert sind die gängigen Sehnen nach meinem Verständnis auch eher in Bezug auf ihre Bruchfestigkeit als auf die Dehnung. 

Und zweitens unterscheiden sich die verschiedenen Materialien neben ihrer Haltbarkeit / Allwettertauglichkeit (z.B. Rohhaut) vor allem auch in ihrem Gewicht bzw. der Möglichkeit, leichte Sehnen aus wenig Material(-masse) zu bauen: Sprich in ihrer reellen Leistungsfähigkeit.

Aber das ist eh etwas für die "Fitanesen" unter den "Traditionellen".  Bild

mfg
Zuletzt geändert von Boettger am 12.09.2007, 23:11, insgesamt 1-mal geändert.
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