Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

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moeger
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Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von moeger »

Erstmal beste Grüße an die FC Gemeinde und ein Dankeschön für's Aufnehmen!
Ich bin schon länger ein "anonymer Leser" und habe mich jetzt entschieden, auch aktiv teilnehemen zu wollen :)

Kurz zu meiner Geschichte:
Ende Oktober habe ich in einem schaffenswütigen Anfall begonnen, aus dem Gerümpel und Schrott in meinem Keller eine Armbrust zu bauen und bin selbst über das (unter den Umständen "nichts gekauft" und "ohne Anleitung/Hintergrundwissen") relativ gute Ergebnis überrascht. Das einzige Problem ist nun, dass ich mit dem (zwar relativ flexiblen, aber unverlässlichen und enorm starken) Baustahlbogen sehr unzufrieden bin und mir dafür einen weniger gefährlichen Bogen basteln wollte. Tja, bis ich dann irgendwann nach etlichen Versuchen, Holzlatten aufeinander zu binden/leimen und dergleichen und vielen Bogenbrüchen eingesehen hab, dass ich mir ausnahmsweise mal etwas nicht nur vorstellen und nachbauen kann, weil es einfach nicht so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Tja und dann hab ich FC entdeckt und mir wurde bewusst, dass es einen Grund gibt, warum das früher ein eigener Beruf war/ist :P

In jedem Fall bringt mich das zu meinem Problem:
(und dem Grund, warum ich nicht einfach nur weitergelesen, oder mich einem anderen Thread angeschlossen habe...)

Ich habe nämlich, aus Interesse und dem Willen, mir das, was ich hier so gelesen habe, etwas begreiflicher zu machen, eine Eschenbohle gekauft und begonnen einen Anfängerbogen zu bauen, um dann in weiterer Folge vielleicht einen sehr kurzen Bogen für meine Schrottarmbrust und in weiterer Folge eventuell auch für eine etwas bessere zu fertigen. Ich habe beim Einkauf leider übersehen, dass es nicht wirklich eine Kernbohle, sondern eine Mischung aus selbiger und einem Mittelbrett ist, weil ich nur einen Querschnitt angeschaut hab (offenbar echt besch***** schief geschnitten worden). Das war beim Spalten weniger interessant, hat mir jetzt aber beim Abhobeln echte Zweifel eingepflanzt. Ich würde nun gerne wissen, ob sich damit überhaupt irgendwas anfangen lässt, oder ob das Holz ganz generell ungeeignet ist.

Ich merke hier an, dass ich diesen Bogen als Erstlingswerk baue und hauptsächlich das Bauen, dh. das Tillern etc. mal am eigenen Leib erfahren will und nicht um irgendwas zu gewinnen, oder einen wirklich guten Bogen zu bauen. Nur glaube ich, dass es keine Freude macht, wenn dann gar nix rauskommt und irgenwie sollte man schon damit schießen können, denk ich.
Ich habe keine gute Werkstatt, bin aber aus Erfahrung im Modellbau (Architekturstudent) und im Möbelbau mit Holz und Metall recht geschickt und habe viel Geduld :D

Was meint ihr dazu? Würde mich über Rückmeldungen freuen :D

PS.: Entschuldigt bitte die Fotoqualität, meine gute Kamera ist derzeit mit meinem alten Herren auf Urlaub, da musste jetzt das Handy im schlechten Kellerlicht her :(
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orang utan klaus
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Re: Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von orang utan klaus »

Hallo und herzlich Willkommen im FC!

Das Holz ist wirklich nicht besonders gut, da hast du recht. Allerdings kenne ich die Situation, denn auch ich habe mit ner Eschenbohle vom Schreiner angefangen. Deshalb kann ich dir sagen: Auch damit kann man Bögen bauen und zum Üben und Lernen finde ich das garnicht so schlecht. Da muss es nicht gleich ein teurer Stave sein. Mein erster Bogen war aus einem Streifen der Bohle, ca. 5cm breit, stehende Jahresringe und etwa 1,5 - 2 cm dick. Zu sehr sollen die Jahresringe dabei nicht seitlich rauslaufen, sonst kann dort ein Bruch entstehen. In deinem Fall wäre es mmn. eine gute Möglichkeit mit einem Leinenbacking als Bruchschutz (Leinen gibts gut und günstig z.B. im Ikea) zu arbeiten.
Einfach anfangen und probieren, der erste Bogen wird kein Meisterwerk werden aber der Anfang ist gemacht und es ist ein Bogen der schießt (wenn der nicht bricht ;) ). Der nächste wird besser, und dann macht man sich Gedanken um besseres Holz oder Varianten. Ich denke für einen klassischen Selfbow mit durchgehendem Jahresring wird es mit dem Holz schwer, dazu war der Stamm nicht gerade genug. Aber für Laminate taugt der allemal, ich zehre immernoch von meiner ersten Bohle. :D

Grüße und viel Erfolg!
moeger
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Re: Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von moeger »

Hey, Danke!

Was meintest du mit "seitlich rauslaufen"? Also falls ichs richtig verstanden habe, ist das nämlich schon so ein bisschen meine nächste Frage, weil an und für sich sollte ja der äußerste Jahresring, der den Bauch darstellt nicht beschädigt werden, oder?
Nur wäre der ja in meinem Fall gar nicht annähernd rund (was ja wurscht wäre...) kann man den dann einfach trotzdem auf einen halbwegsen Viertelkreisquerschnitt zurechthobeln?

Also ich werd das noch mit Bildern untermalen... moment...

Und noch eine wichtige Frage: Wie kann ich die überschüssigen Jahresringe abtrennen, ohne den, der dann letztlich der Bauch werden sollte, zu beschädigen?

edit: Das mit dem Leinenbacking werd ich mir mal anschauen, das ist eine super Idee, danke!
noch ein edit: durchgehend Bauch mit Rücken vertauscht. :)
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Omega
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Re: Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von Omega »

Die überschüssigen Jahresringe kannst du mit einer Raspel bzw. Feile oder einem Ziehmesser abnehmen.
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Galighenna
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Re: Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von Galighenna »

Rücken freilegen geht bei Esche wirklich gut. Zuerst nimmst du zur Übung erstmal dein Ziehmesser und nimmst einfach schonmal einen Ring runter. Möglichst sauber! Die Dicke der Ringe in deinem Brett ist nicht gerade üppig und deshalb musst du deinen späteren Rückenring gut aussuchen und kannst dir keine Schnitzer erlauben.
Wenn du das gut drauf hast nimmst du den ganzen Rest einfach mit dem Ziehmesser soweit runter bin nur noch 2 Ringe auf dem Rücken drauf sind. Dann fängst du wieder an sauber zu arbeiten und nimmst nur noch den einen Ring sauber runter. Dann nimmst du dir den letzten Ring vor. Bei Esche gibts es ja glücklicherweise zwischen den Ringen eine poröse bröselige Schicht. Du arbeitest also den letzten Ring, der noch runter muss, so weit weg, bis du mit dem Ziehmesser auf diese braune poröse Schicht stößt. Die Schicht kannst du dann vorsichtig mit einer Ziehklinge runter arbeiten.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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orang utan klaus
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Re: Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von orang utan klaus »

Mit 'seitlich auslaufend' meinte ich dass die Jahresringe schräg und nicht gerade im Stave liegen. Dadurch 'verlassen' die Ringe den Stave seitlich, und können sich dort bei Belastung u.U. leicht abspalten was den Bruch des Bogens bedeutet. Ich hoffe das ist verständlich, besser kann ichs grad nicht beschreiben.
Wenn du auf einen durchgehenden Jahresring runterarbeitest hast du das Problem nicht, deshalb macht man das. :)
moeger
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Re: Holz beurteilen / wieder ein Erstlingsbogen

Beitrag von moeger »

Uh, herzlichen Dank mal für die tollen Hinweise!

@orang utan klaus: Ah! Ja, danke, dann hab ichs eh richtig verstanden. Das war mir auch so ungefähr bewusst, aber wie gesagt, hab ich's wohl bei der Auswahl der Bohle schon verschissen, dh werd ich einfach mal damit leben und schauen, was rauskommt :) Die Kombi mit dem Leinenbacking fand ich auch sehr toll, das werd ich dann noch machen. Sollte er beim Spannen komische Geräusche machen, häng ich ihn halt als Erstlingsstück an die Wand, wo er dann einfach nur schön sein darf :P

@Galighenna: Das Werkzeug hab ich leider nicht :( Im Baumarkt wird nur verkauft, was Geld bringt, daher werd ich glaub ich am Montag mal in einen besser sortierten Eisenwarenladen gehen und mir ein Ziehmesser und eine Ziehklinge besorgen.
Ich hab das heute (so ca. 5 Stunden lang) mit einem uralten Hobel schon so ähnlich gemacht, nur eben viel langsamer und umständlicher. Also ich hab mal aufgezeichnet, wie ich mir das dachte, vielleicht mag jemand eine kurze Rückmeldung zur Umsetzbarkeit des Plans abgeben :) (Skizze 1)

Die roten Linien sind mal der grobe Querschnitt. Die hab ich so schief hingelegt, weil ich mir dachte, dass das, was bei dieser Bohle dem Kern am nächsten kommt ganz innen sein sollte. Dass dabei alles ziemlich schief wird und die Jahresringe dabei seitlich rauslaufen ist irgendwie unvermeidlich, oder? Oder kann man quasi einfach den Querschnitt im Holz drehen, sodass der letzte Jahresring, also der spätere Rücken, wieder mit einen einigermaßen symmetrischen Viertelkreis abschließt? (Skizze 2, in blau, die jeweiligen Bäuche sind als Doppellinien dargestellt)

Ich bin noch nicht ganz sicher, aber ich glaube es bahnt sich ein neues Problem an. Also unsicher bin ich, weil ich beim Abnehmen der Jahresringe von der Mitte aus gearbeitet hab und daher jetzt überall unterschiedlich viele Jahresringe drauf sind, aber für mich sieht die Bohle ein bisschen so aus, als wäre sie komplett schief gewachsen... Gibt's sowas? Bzw. vermutlich lässt sich das mit Foto leichter sagen ... also, ein bisschen unsinnig, aber ich werd morgen mal mit der guten Kamera knipsen und dann seht ihr bestimmt, was ich meine...

So, also danke mal für's Mithelfen! Bin schon wieder gespannt, wie ein Flitzebogen :D
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Skizze 2;
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Skizze 1;
Skizze 1;
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