Moment mal, Vexille, tief durchatmen - mach es doch nem alten Mann nicht so schwer!
Wenn du doch schon im Museum in Wien die Originale gesehen hast, warum willst du dann noch wissen, was da verwendet wurde? Hast du dir denn schon die Links angesehen, die Benzi und ich dir gepostet haben? Und kauf dir wenn's geht das kleine Buch von Faroqhi, kostet nur 8 Euro oder so, gibts bestimmt auch gebraucht billiger. Nix geht über selber recherchieren, je mehr du selber Fakten sammelst, desto besser wirst du darin und desto sicherer bewegst du dich in Bibliotheken, im Internet etc. Der englische Fachausdruck für sowas heißt "Information literacy" ...
Wir können dir hier nur Hilfestellungen geben, aber nicht dir dein komplettes Projekt abnehmen.
Ein paar Fakten noch zu deiner Orientierung:
1) Kurze Kompositbögen sind die klassische Waffe der eurasischen Reiternomaden. Die Waffe kam mit den Türken in den Nahen Osten, als diese im 10. Jahrhundert aus Zentralasien nach Iran, Syrien und Anatolien eindrangen. Diese Türken nannte man die Seljuqen. Das Reich der Seljuqen wurde von den Mongolen (übrigens auch bogenschießende Reiternomaden) zerstört und zerfiel in mehrere Nachfogerstaaten. Fast alle diese Nachfolgerstaaten waren "steppennomadisch" geprägt, dass heißt man verwendete Pfeil und Bogen zu Pferd, Teile der Bevölkerung und oft sogar die Herrscher nomadisierten mit ihren Herden etc. Die Osmanen waren so ein Staat, zuerst nur ein kleines Fürstentum rund um die Stadt Sögüt im Nordwesten der heutigen Türkei. Die frühen Osmanen waren noch Nomaden, sie kämpften gegen das Oströmische (Byzantinische) Reich und drangen um 1300 über die Meerenge von Galipoli in den Balkan ein (heutiges Bulgarien).
2) Die Osmanen drangen wärend der folgenden Jahrhunderte stetig nach Norden vor und eroberten den gesamten Balkan (Griechenland, Albanien, Serbien etc). Nach und nach eroberten sie alle Staaten, die ihnen im Weg waren, oder machten sie zu Vasallen (zB Moldawien und die Wallachei, im heutigen Rumänien). Ab ungefähr 1500 stießen die Osmanen zunehmend mit dem Königreich Ungarn und den Habsburgern zusammen (letztere konnten große Teile Ungarns für sich gewinnen). Die Donau war lange Zeit die Nordgrenze des Osmanischen Reiches, Belgrad war eine wichtige osmanische Festung. Ab ungefähr 1560 (das Todesjahr von Sultan Süleyman dem Prächtigen [selber nachschlagen!!!]) ging es für die Osmanen langsam bergab, nach vielen Siegen gab es jetzt Niederlagen gegen die Habsburger. Das 17. Jahrhundert ist voller Kriege der Osmanen gegen Habsburg und Polen, das damals ein großes Reich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer war. Immerhin waren die Osmanen noch eine große Bedrohung, und belagerten 1683 Wien (einzelne Streifscharen sollen sogar noch weiter westlich vorgedrungen sein). Vor Wien wurden die Osmanen aber geschlagen, mussten sich zurückziehen und wurden im Laufe der nächsten Jahrhunderte völlig vom Balkan verdrängt, vor allem von Russland, das im späten 17. Jarhundert als Großmacht langsam zum Vorschein kam. Dies war ein langsamer Prozess, der eigentlich erst mit dem ersten Weltkrieg endete.
3) Zur Waffentechnik: Der osmanische Bogen war lange Zeit den Vorderladern überlegen, eine ganz ähnliche Situation wie mit den englischen Langbögen (mit denen du dich ja auskennst, nehm ich wegen deinem Usernamen mal an

). Du kennst das ja, ein geübter Bogenschütze kann in der Zeit, in der so ein Arkebusier seine Donnerbüchse lädt, ein halbes Dutzend oder mehr Pfeile raushauen. Die Armeen der Habsburger und Polen haben auch auf dem östlichen Kriegsschauplatz gegen die osmanen viel länger gepanzerte Kavallerie eingesetzt als in Westeuropa, eben wegen der "Feuerkraft" der osmanischen Bogenschützen. Ein gutes Beispiel sind die polnischen Panzerreiter, die "Husaria". Nach und nach wurde der Bogen aber auch in der osmanischen Armee von Feuerwaffen ersetzt, als Gewehre und Pistolen effektiver wurden - besonders nach der Einführung des Steinschlosses im 17. Jahrhunder.
4) Als Sport hat das traditionelle osmanische Bogenschießen bis fast in die Gegenwart überlebt. Das ausführlichste Lehrbuch über das Bogenschießen "Telhis-i Resail-i Rümat" (etwa "Zusammenfassung der Abhandlungen der Bogenschützen) wurde um 1830 von Mustafa Kany Bey verfasst. Es gab im Grunde zwei Disziplinen, Zielschießen und Distanz- (Flight-)schießen.
Und nun guck dir bitte die Artikel auf der Webseite von Tirendaz an, da gibt es viel über das sportliche Schießen. Ich erkläre dir gern noch mehr, aber jetzt muss ich in die Koje, is schon spät!
Gut's Nächtle,
Yayci
"Bogenschießen ist eine schwere Aufgabe, wer es betreibt, weiß es. - Okçuluk bir belâdir, onu çeken bilir." (Türkisches Sprichwort)