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von Ralph » 21.09.2017, 00:05
Die Ausführungen zum angenehmeren Zugverhalten von Komposit- ggü. Glasbogen von Locksley kann ich bestätigen – auch bei niedrigeren Zuggewichten. Ein 55 lbs. Kompositreflexbogen zieht sich um einiges angenehmer als ein gleichstarker, modellgleicher Glasbogen.
Eigentlich ist schon fast alles über das Notwendige, Geeignete oder Förderliche sowie Angenehme über hohe und niedrige Zuggewichte gesagt worden.
Was ich oben meinte und auch Kra anführte sollte vielleicht mal so gefasst werden:
Ich vermute, dass der Initiator des Themas ursprünglich einen „Reiterbogen“ suchte.
Dann fand er Angaben zu historischen Zuggewichten solcher „Reiterbogen“ – bei Türken, Chinesen etc. - und diese beliefen sich auf über 100 lbs., wie es sie historisch gesehen auch gab und sie auch geschossen wurden (oder auch nicht, wie die erwähnten Gymnastikbogen).
Dann erfolgte mutmaßlich im Geiste die Gleichsetzung:
Reiterbogen werden vom Pferd geschossen – da ansonsten die Bezeichnung Reiterbogen sinnlos wäre. Also schoss man vom Pferd Reiterbogen mit Zuggewichten wie aufgefunden über 100 lbs.
Da es diese Bogen historisch gesehen gab, werden sie wohl auch gegen entsprechend gepanzerte Gegner eingesetzt worden sein.
Ergo braucht man zum historisch authentischen Schießen vom Pferd gegen gepanzerte Gegner einen Reiterbogen mit über 100 lbs..
Dieser Irrtum wäre nicht entstanden, wenn man von der Bezeichnung „Reflexbogen“ und nicht Reiterbogen ausgegangen, also den Bogen als neutrales, von jedem Ort aus zu betätigen mögliches Schießgerät betitelt hätte.
Darüberhinaus hätte man in Betracht ziehen müssen, dass ein Schießen auf schwer gepanzerte Gegner in der Entfernung von 50 und mehr Metern sicher nur mit hohen Zuggewichten Sinn machte.
Dies war und ist jedoch vom Pferd aus auf diese Entfernungen zu praktizieren sinnfrei, da man den Vorteil des Viehs nicht wirklich ausnutzen kann, der doch darin besteht, dass es im Rahmen einer Kavallerie, eine wie auch immer organisierte oder desorganisierte Infanterie durcheinanderschütteln soll.
Dazu muß die Kavallerie eine gewissen Nähe zum Opponenten haben – in der Regel lag diese bei Null bis 25/30 Meter.
Darüberhinaus wurde das Ganze ineffektiv, da die Infanterie sich dann genügend reorganisiereren bzw. aufstellen konnte.
Wenn man jedoch von null bis 30 Meter an einen Feind heranritt, benötigte man zur Durchbrechung starker Gegnerpanzerung nicht mehr die hundert Pfund Zuggewicht, die etwa auf 50 oder 100 Meter notwendig waren. Es war weniger notwendig. Daher verwendete man auch weniger an Zuggewicht - es galt nicht die Devise, so viel wie möglich, sondern nur, soviel wie nötig (Es sei der etwas hinkende Vergleich erlaubt, dass man zum Häuserkampf auch kein Artilleriegeschütz verwendet, sondern einen beweglichen Waffenträger mit einem handlichen Gewehr…(Hoffentlich kommt jetzt niemand mit dem Argument, er würde mit dem Artilleriegeschütz das ganze Haus komplett wegpusten, sodass die Sache dann von vornherein schon erledigt wäre)).
Hinzu kommt auch, wie Kra andeutete, dass die Beherrschung eines Zuggewichtes x am Boden um einiges Weniger schwierig ist, als vom Pferd aus.
Daraus resultieren z. B. im chinesischen Bereich auch die Unterschiede zwischen den vom Pferd und vom Boden aus verwendeten Zuggewichten.
Demnach sollte der Themeninitiator ggf. doch darüber nachdenken, was hier auch unter historischen Gesichtspunkten sinnvollerweise miteinander verknüpft werden sollte.
Sicher ist vieles möglich. Ob historisch belegt oder sinnvoll, ist eine andere Frage.
Und ohne Zweifel – niemand soll der Spaß daran abgesprochen werden, wenn er Zuggewichte schießt, die Eichentüren unter Verwendung von Besenstielen durchbohren. Meiner einer würde das auch gern können – stößt dort aber (ohne Bandscheibenvorfall nach Couchfurz) auch an physische Grenzen.
Im Übrigen:
Saluki hat 2 Jahre Wartezeit; Brennecke gut 1 Jahr. Saluki gibt auf Zuggewichte bis 70 lbs. ein Jahr Garantie, daüberhinaus keine.
Ralph
"Timur spricht:
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Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,
So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur