25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

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Adrian.
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25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von Adrian. »

Hallo liebe Bogenbauer,

vorneweg, einen Stamm auftrennen macht schon Spaß!
Zu mir, ich bin Anfänger und habe natürlich Anfängerfehler gemacht!

So nun zu der Eibe:
JAJA, ich weiss, ist nix für Anfänger. Druff geschissen! Warum? Kann man ja später nen Bogen draus bauen.
Da meine Kinder jetzt in einem Alter sind, dass sie auch alleine in Omas Garten streunern dürfen, hat meine Mutter gemeint, dass die Eibe weg muss, giftig und so. Hab mir die Eibe angeschaut und gesehen, dass ich die haben will! Sehr gerader Wuchs, unten ca. 8-9 cm im Durchmesser, eine Gabelung auf ca. 1,8 m. Klingt ja erstmal sehr gut. Wenn ich in den nächsten Jahren einige andere Bögen gebaut hab, kann ich auch das Holz versauen...

Also ran die Eibe zu fällen. Hab mir den Großen (3,5 Jahre jung) geschnappt, entsprechende PSA an und ab zur Eibe. Erstmal die Äste mit der Astschere ab und dann mit der Handsäge knapp überm Boden abgesägt. Soweit so gut.
Jetzt zum Aufspalten. Soll ja in den meisten Fällen besser sein als Aufsägen. Also Beile und alte Axtköpfe gesucht, die fungieren super als Keile. Geschaut wie lässt sich der Stamm spalten, sodass ich im besten Fall 2 Bögen rausbekomme. Hm, könnte schwierig werden, sieht vom Querschnitt eher mäßig aus. Also versucht nur einen optimalen Teil herauszufinden. Querschnitt sagt ja, Profil des Stammes sagt nein. Da wären die zwei dicksten Äste direkt im Wurfarm und die zweite Hälfte des Stammes ist Mist. Also zurück zu der 2-Bogen-Variante.
Ist übrigens mein erstes Spalten eines Stammes.
Beil angesetzt und mit dem Hammer drauf. . . . Es passiert... nix. Beil nicht scharf? Doch. Hammerkopf wiegt 1,5 kg, daran sollte es auch nicht liegen. Ok nochmal drauf und nochmal. Jetzt ist am unteren Ende des Stammes imemrhin eine durrchgehende Einkerbung sichtbar. Ok, noch einige Male mehr drauf und ein leichtes Euphoriegefühl stellte sich ein, nachdem der kleine Beilkopf fast im Stamm verschwunden ist. Das kann ja nur gut werden! Weiter vorgearbeitet mit Keilen in den Riss und den weitergetrieben. Nach ca. 60 cm sieht das Ganze komisch aus. Irgendwie driftet der Spalt am unteren Ende zur Seite. Schei**! Der Stamm hat nen Drehwuchs. Das war für mich als Anfänger von außen nicht zu erkennen. Naja, was sollte machen. Weitergetrieben bis zum Ende. Da kommt meine Freundin vorbei und meint:"Der ist ja ganz schön verdreht, muss das so?" Ich:" Naja, ich wollt ne Herausforderung haben, deshalb hab ich den Stamm so gespalten." ...

Der Stamm hat auf einer Läge von 2 m einen Drehwinkel von ca. 100°! Da ich die Beile nur in den Riss getrieben hab, gehe ich nicht davon aus, dass ich den drehend gespalten hab, sondern dass der so gewachsen ist.
1. Frage: Woran hätte ich von außen sehen können, dass der nen Drehwuchs hat? Immerhin sah die Rinde ziemlich "gerade" nach oben wachsend aus.

2. Frage: Wäre Aufsägen besser gewesen? Immerhin hätte ich dabei die Fasern durchtrennt und ich hätte später diagonal verlaufende Fasern.

So nun steinigt mich bitte nicht, denn ich habe den Stamm gleich entrindet. Ich meinte gelesen zu haben, dass bei Eibe gleich die Rinde abgezogen werden sollte. Denkste. "Das Bogenbauerbuch" Kapitel 7 sagt was anderes. Eibe, Osage und Robinie ausreichend Trocknen lassen bevor die Rinde abkommt. Naja mein Gedächtnis halt...

3. Frage: Ist das ein "Weltuntergang", dass die Rinde ab ist? Was kann / wird / wird nicht passieren? Habt Ihr damit Erfahrungen?

Die Enden hab ich mit Lack versiegelt und dann die Staven in den Keller gelegt. Voraussichtlich für die nächsten 3 Jahre. Danach ist mein Vorgehen, dass ich bei den Staven den Drehwuchs mit heißem Dampf rausarbeite und dann irgendwie brauchbare Bögen fertige.

4. Frage: Ist es sinnvoll den Drehwuchs nach dem Trocknen zu bearbeiten oder lieber jetzt, da die Stave noch schön feucht ist und sich theoretisch leichter bearbeiten lässt.

Letzte und wichtigste Frage: Mamutprojekt oder Brennholz?


Danke fürs Lesen meiner ersten Stammspaltungserfahrung!

PS: Zum rechtlichen, Eibe aus dem eigenen Garten zu fällen sei wohl nicht strafbar (November bis Februar), in öffentlichem Raum wohl schon.
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klausmann84
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von klausmann84 »

Hallo.

Meines Wissens nach muss man sich auch auf Privatgrundstücken eine Genehmigung besorgen, um eine Eibe zu fällen. In diesem Fall gäbe es ja eine Begründung und somit vermutlich auch eher wenig Probleme diese auch zu bekommen. Hängt aber wohl teilweise auch von anderen Faktoren ab. Internetrecherche: Man wird fündig.

Ja, Eibe wird in der Rinde getrocknet, wird hier von den Usern regelmäßig empfohlen.

Ansonsten sieht mir das Ganze nicht nach Bogen aus. Neben den ganzen fetten Ästen sind die Stängchen in der Mitte schon sehr dünn + Drehwuchs usw. Ich würde nicht versuchen da einen Bogen draus zu machen und das will schon was heißen: ich arbeite selbst aus der Not auch mit zweifelhaftem Holz. Hier habe ich keine Zweifel sondern wäre mir sicher, dass das nix wird

Viele Grüsse, Klaus

PS: ich habe mir die Bilder jetzt nochmal angesehen. Lass es, auch zum Üben sehe ich da keinen Sinn drin. Mach mal nen Messergriff daraus, wenn da irgendwo noch genug "Fleisch" dran ist.
Im Tannenwald, in klammem Spalt, stellen die Mannen bald die Hannen Alt Kannen kalt.
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Ravenheart
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von Ravenheart »

Hey Adrian, ich kann Dich ja so gut verstehen! War auch mal an dem Punkt, wo man schon beim Wort "Eibe" zu sabbern anfing.
Wenn ich mir die "Staves" ansehe, die ich damals eingesammelt hab, muss ich heute grinsen...
Sahen aus wie Deiner...
Für einen Kinder-Flitzbogen mögen sie ausreichen - mehr leider nicht.

Bedenke:
Ein GUTER Eibenstamm für den Bogenbau hat am dünnen Ende noch mind. 6 cm Durchmesser, max 1,5 cm hellen Splint und ansonsten mahagonifarbenes Kernholz... und natürlich dünne Ringe und quasi keine Äste!
https://bogensportwiki.info/index.php?t ... 030004.JPG

Beispiel, wie Bogenholz-Eibe MINDESTENS aussehen sollte:
viewtopic.php?f=14&t=27716&p=496904#p496872

Die gute Nachricht: Du musst keine 2 Jahre warten. Nächstes Jahr um diese Zeit kannst Du diese dünnen Teile verarbeiten.
Als Eiben-Übung!

Rabe
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von schnabelkanne »

Servus, deine verdrehten Stücke würde ich nicht zum Bogenbau verwenden, viel zu viel Ärger.
Verdrehung erkennst du an den Ästen ob die schön gerade übereinander stehen.
So dünne Stämme trenne ich mit der Bandsäge, aber bei diesem Drehwuchs hätte das auch nichts gebracht.
Lg Thomas
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von Adrian. »

Vielen Dank für eure Antworten.
Nachdem ich mir den am nächsten Tag angeschaut hatte, dachte ich mir auch schon: "Oh f***, das wird nix"

Ja vielleicht wird noch nen Kinderbogen draus mit 5-10 lbs. Oder ich verwende meine Zeit für Hölzer aus denen noch noch was werden kann :D

@Thomas, wächst eine Eibe immer so, dass die Äste übereinander stehen? Ein Freund von mir hat von einem Baugrundstück 6 Eiben bekommen, mit bis zu 30 cm Durchmesser und die sollen bald gespalten werden. Da sind solche Infos Gold wert.
Bevor wir das angehen, werd ich noch nen bissl im Forum stöbern...

@Rabe, als Übungsholz ist das wahrscheinlich garnicht so schlecht, geht halt nix kaputt ;D
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von MrCanister123 »

Adrian. hat geschrieben: 14.03.2022, 21:42
Ja vielleicht wird noch nen Kinderbogen draus mit 5-10 lbs. Oder ich verwende meine Zeit für Hölzer aus denen noch noch was werden kann :D

@Rabe, als Übungsholz ist das wahrscheinlich garnicht so schlecht, geht halt nix kaputt ;D
Da würd ich mir dann an deiner Stelle aber echt lieber ein anderes Holz holen wie Hasel.
Wenn du bei einem Haselstamm mit ca. 5-8cm Durchmesser einen Bogen baust hast du bessere Chancen als bei der Eibe hier.
Geht auch schneller zum trocknen ;)
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Schaffa Schaffa Häusle baua
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von klausmann84 »

Adrian. hat geschrieben: 14.03.2022, 21:42 als Übungsholz ist das wahrscheinlich garnicht so schlecht, geht halt nix kaputt
Stimmt, andererseits kannst du wenig gewinnen und steckst möglicherweise viel Zeit darein, die Dinger klein zu häckseln. Wenn du noch Anfänger bist, such dir zum Üben was einfaches, mit wenig Ästen, gerade usw. Man hat da erstmal genug mit zu tun Werkzeughandhabung zu üben, schon beim Runterarbeiten keine groben Schwachstellen einzubauen und dann auch sich das Tillern anzueigenen. An so einer Buckelpistenschraube ist man schnell überfordert, weil das Holz mit jeder Faser gar kein Bogen sein will.

Solche Experimente machen meiner Meinung nach mehr Sinn wenn man den Bogen schon etwas raus hat und sich einer besonderen Herausforderung stellen möchte.

Aber da geht natürlich jeder seinen eigenen Weg und das ist auch gut so.
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Re: 25 Jahre junge Eibe aus dem Garten

Beitrag von fatz »

Ich wuerd sagen: Zum Ueben zu schwierig und wenn du's schon kannst zu kagge. Nimm was gescheites.
Haben ist besser als brauchen.
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