Beitrag
von Markus » 08.06.2005, 11:17
Hallo Büchse,
vorab: ich habe den persönlichen Angriff in einer leicht gereizten Stimmung geschrieben. Da der hier aber nichts zu suchen hat, hab ich ihn wieder gelöscht. Ich bitte um Entschuldigung dafür.
Zur Sache:
Mich hat der Grundtenor, so wie ich ihn verstanden habe, in Deinem Beitrag gestört. Ich habe den Eindruck, Du bist hingefahren und Deine Erwartungen hinsichtlich der Veranstaltung wurden enttäuscht. Jetzt ist die Frage, wie Deine Erwartungen waren. Anschließend hast Du den Beitrag im Forum geschrieben und aus Deiner Sicht beurteilt und bewertet. Das ist erstmal völlig in Ordnung, aber m.E. bist Du von völlig falschen Erwartungen ausgegangen und wurdest dann zwangsläufig enttäuscht. Dies ist meine Intepretation Deines Beitrags. Wenn ich falsch liege, berichtige mich bitte.
Ich weiß nun nicht, wie weit Du Dich bislang mit Kyudo befasst hast. Und ich kann auch nicht den Aushang beurteilen, der diese Meisterschaft beworben hat.
Tatsache ist folgendes: Diese Meisterschaft war für jeden, der den 3. Kyugrad hat (entspricht so in etwa dem grünen Gürtel in anderen Kampfsportarten und bedeutet, dass der Schütze fähig ist, auf die offizielle Distanz von 28 m zu schießen - vereinfacht formuliert) offen. Als Vorbereitung gab es am Samstag einen Lehrgang zum enteki und am Sonntag die Meisterschaft. In Deutschland gibt es rund 1000 Kyudokas und nur wenige haben häufig die Möglichkeit, enteki zu trainieren. Ergo: nur sehr wenige Interessierte können m.E. gut auf die enteki-Distanz schießen.
Dass die Veranstaltung unter Dt. Meisterschaft lief, liegt wahrscheinlich daran, dass sie dann in der Öffentlichkeit einen höheren Stellenwert hat und sich auch Schützen aus den südlichen Landesteilen beteiligen. Eine "Stadtmeisterschaft Hamburg" hätte wesentlich weniger Leute (Kyudoka wie Nicht-Kyudoka) interessiert. Zudem gibt es auf Landesebene keine enteki-Meisterschaften.
Zum "Kader": es waren sicherlich einige sehr gute Schützen aus Deutschland dabei, die man unter "Kader" einordnen kann. Aber sicher nicht alle! Und daher kommt auch, dass einige Schützen die Scheibe gar nicht getroffen haben. Die haben vermutlich an diesem Tag zum ersten Mal an einem enteki-Turnier teilgenommen.
enteki "entspricht in etwa" (bitte lies noch mal mein erstes post durch) dem westlichen clout. Die Distanz ist geringer, aber eben für Kyudo schon relativ weit.
Noch mal zum leidigen Thema "Zittern": ich verstehe überhaupt nicht, warum darum so ein Gedöns gemacht wird. Natürlich zeugt es von einem höheren Können, wenn der Arm "ruhig" ist, aber dieses "Zittern" als Maßstab für das Können oder Nichtkönnen des Schützen herzunehmen, ist m.E. Humbug. Es kommt letztendlich daher, dass der Zugpunkt der rechten Hand nicht im Handgelenkt liegt, sondern im Ellbogen. Das Handgelenk ist im Idealfall locker und kann "schwingen" wie die Glieder einer Kette. Den Schützen auf "Zittern" oder "Nichtzittern" zu reduzieren wird ihm nicht gerecht!!
Zum Spass im Kyudo: Der Spass kommt im Kyudo ganz sicher nicht zu kurz, aber es ist halt so Usus, dass während des Schießens niemand redet oder Späßchen macht und schon gar nicht die Schützen selbst. Wer sich durch "Spaß haben" ablenkt oder abgelenkt wird, schießt schlecht! Letztendlich stehen die Kyudoka in einer japanischen Tradition und da wird eben nicht an der Abschußlinie und drumrum gelacht. Fertig. Entweder der Schütze akzeptiert das oder er läßt es bleiben.
Zum Bogen und dem Material: Hier sind wir in einer "A"-Diskussion, die nirgendwo hinführt. Tatsache ist, dass Karbonbögen letztendlich billiger und haltbarer sind. Und sie sind für den Anfänger besser geeignet, weil sie Schießfehler nicht mit einer Verformung des Bogens quittieren. Bei Alupfeilen ist es gleich. Letztendlich kommt es auch nicht auf das Material des Bogens, sondern auf die Qualität des Schützen an.
Bambusbögen unterliegen in unseren Breitengraden und klimatischen Bedingungen der Gefahr, sich zu verziehen und unbrauchbar zu werden. Außerdem erfordern sie ein Mindestmaß an Können, um nicht zerstört zu werden.
Zum Schluß: Kyudo ist eine Kampfkunst und von daher eine Sportart und keine Meditationspraxis. Was der Einzelne mit seinem Können macht, ist seine Sache, aber Kyudo hat ursprünglich mit Zen und Meditation überhaupt nichts zu tun!
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich bitte darum, keine Veranstaltung schlecht zu machen und Dinge zu kritisieren, von denen man keine oder wenig Ahnung hat. Seine Meinung kann selbstverständlich jeder äußern, aber bitte sachlich und neutral formuliert.
Und: Kyudo und westl. Bogenschießen darf man nicht 1:1 vergleichen. Die Hintergründe und Traditionen sind einfach verschieden.
Sollte ich Dir, büchse, mit meinem ersten post zu nahe getreten sein, bitte ich um Entschuldigung. Das lag nicht im meinem Sinn, ich war nur über den Ton verärgert.
Für eine weitere Diskussion bin ich nach wie vor offen und werde nach besten Wissen und Gewissen dazu beitragen.
Freundliche Grüße,
Markus
Arroganz ist der Tod der Kunst.