Eine Esche, was nun?

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Benedikt
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Benedikt »

Eyyyyy,
das ist doch voll unverantwortlich ;D
Viele Leute scheinen nämlich Spaß daran zu haben, mit der Oberseite des Sterns zu schneiden......
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Heidjer
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Heidjer »

Blacksmith77K hat geschrieben:...möchte nur eben die Frage in den Raum werfen, warum die Stämme nicht mit der Kettensäge halbiert werden?! Dann aus den beiden Hälften jeweils EIN Stave rausschneiden.

Jeder Stamm unter 25cm Durchmesser hat übrigens genau 2 gute Staves. ;)
Weil nach spalten gefragt wurde!
Bei Längstschnitten mit der Kettensäge sollte man wissen was man tut, okay das sollte man mit einer Kettensäge immer Wissen.
Aus einer guten Grasesche von 20cm Durchmesser ohne Rinde, können auch 4 gute Fünfzigpfünder werden, bei 25cm Durchmesser sind fast schon 4 + 4 Bögen drin, 4 "normale" Bögen und 4 Kinderbögen aus den Tochterstaves. ;)

Ich gebe Dir aber darin Recht, dass das längst nicht mit jeden Holz geht, bei jeden Holz bei dem der äußere Jahrring nicht veerwendet werden kann zum Beispiel. ;)
Benedikt hat geschrieben:...Viele Leute scheinen nämlich Spaß daran zu haben, mit der Oberseite des Sterns zu schneiden...


Sowas ist kein Spass!!! Meinen Vermieter wurde erst letztes Jahr das Gesicht rekonstruiert, nachdem er sich die laufende Säge vor den Kopf gehauen hat, und das obwohl er seit 30 Jahren jedes Jahr Brennholz macht. ::)


Gruß Dirk
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Benedikt
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Benedikt »

Das ist absolut kein Spaß.
Wenn man aber sieht, wie manche Leute teilweise im Wald mit der Motorsäge umgehen, dann denkt man sich nur....... :-X

Gruß,
Benedikt
...der dank Vater schon einiges theoretisches Wissen darüber hat :P
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Neumi
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Neumi »

Tja, ich steh da mehr auf Muskelkraft, was aber den Baumdurchm. schon stark begrenzt (zumindest bei den mir momentan zur verfügung stehenden Sägen). Aber vor diesen Motordingern hab ich nen riesen-Respekt.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...
max2
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von max2 »

Blacksmith, bitte erklär mal. Warum 2 und nicht 4?
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Benedikt
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Benedikt »

Wüsste ich auch gern.
Sollten die Staves leicht gebogen sein, ist klar.
Dann gibt es einen deflexen und deinen reflexen, alles andere verzieht sich beim Trocknen.

Aber aus nem kerzengraden Stück mit 20cm Durchmesser bekommt man bei Esche auch 4 gute Staves raus. ???
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Heidjer
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Heidjer »

Ich bin nicht Blacky, versuche aber mal zu erklären warum es in den meisten Fällen besser ist, nur 2 Staves aus Saplingen zu machen.
Es liegt an den Spannungen im Holz, sie sorgen im allgemeinen für Probleme.
Junge Bäumchen streben den Licht entgegen, Pflanzen benötigen Nährstoffe aus dem Boden und Licht zum wachsen, beides ist für junge Bäume aber nur schwer zu bekommen und dabei in ihren Wuchsbereich meist sehr unterschiedlich verteilt, weil sie sich den mit anderen Konkurenten teilen müssen. Wenn nun die meisten Nährstoffe und Wasser aus der einen Richtung verfügbar sind und das Licht aus einer anderen Richtung gibt es erstmal schon einen Drehwuchs, so das die Nährstoffe von der einen Seite des Baumes zur anderen transportiert werden. Vorher aber muss die Pflanze aber auch erstmal feststellen wohin sie wachsen will, von wo sie das meiste Licht bekommt. Sie bildet also Äste in alle Richtungen aus und stellt so fest, welche Blätter am meisten photosynthese betreiben, diese Wuchsrichtung wird damit am Anfang favorisiert. Wie das nun mal in der Jugend so ist, kann sich diese Richtung öfter mal ändern bis sich der Baum entschlossen hat in welche Richtung er Schlußendlich wachsen will.
Der Kernbereich oder Markkanal eines jeden Baumes ist darum meist längst nicht so gerade wie der Stamm des Baumes es eigentlich erwarten ließ.
Aus statischen Gründen versucht der Baum aber sein Gewicht gleichmäßig zu verteilen oder aber die Seite zu verstärken, die größeren Belastungen ausgesetzt ist. Dafür wird in alte Biegungen (deflexe Wuchsrichtungen der Jugend) und in aktuellen Belastungsrichtungen zusätzliches Material in die Jahrringe eingebaut.
Wenn so ein Bäumchen nun zu Staves verarbeitet wird, dann gibt es im allgemeinen zwei Stammhälften die Unterschiedlich in ihren Eigenschaften sind, versucht man nun daraus (weil Geiz ist Geil) vier Staves zu spalten dann kann es sein das alle vier nichts taugen, weil in jeden Viertel Reaktionsholz ist, das dabei noch unterschiedlich verteilt ist. Die Folge davon wiederum ist, dass sich die Staves beim Trocknen werfen und verdrehen und es schlimmstenfalls gar keinen Bogen gibt, obwohl es die Dimension des Holzes es erlaubt hätten.

Von daher ist es immer schlau, einen Stamm erstmal nur einmal zu spalten und zwar so wie es der Stamm vorgibt. Entweder in eine reflexe und deflexe Hälfte oder aber (bei asymetrischen Kern) in eine Hälfte mit dicken und eine mit dünnen Jahrringen. Aus solchen Hälften bekommt man im allgemeinen immer einen guten Bogen hin.

Von daher hat Blacky absolut Recht, wenn er schreibt in einen dünnen Baum sind zwei gute Staves. ;)

Ob mehr geht, das ist eher selten, bei gleichmäßig gewachsenen Graseschen aber möglich, sieht man dann, wenn der Stamm gespalten wurde, passen die beiden Teile nach dem Spalten immer noch "Nahtlos" zusammen, also ohne das sich ein Teil verzogen hat und kein Drehwuchs vorliegt, dann kann man die Hälften noch weiter Teilen, falls es die Maße hergeben. ;)


Gruß Dirk
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alfred33
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von alfred33 »

Ich bin da ganz bei Blacky,
aus nem 20er mach ich nur 2 Staves, wenn ich da 4 mache habe ich außen wohl ca. 5 cm aber innen wohl nicht mehr viel in der Hand... Ja ich habe Stabile Hände da will ich nicht nur noch 1 cm Druckpunkt an der Daumenwurzel haben.
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Benedikt
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Benedikt »

Bei nem Durchmesser von 20cm und ner Griffdicke von 4cm hast du immer noch 2,5cm an der Hand ;)

Aber gut, wer sein Griff lieber dick hat, sollte nur 2x spalten.

ABER: Gerade als Anfänger hat man nicht allzu viel Holz, da kann man auch 4x spalten und klebt später halt was für den Griff auf.

Edit: Natürlich NUR, wenn die Stämme perfekt sind.
Ansonsten, wie Dirk schön beschrieben hat: Nur 2 machen, 6 reichen immernoch für den Anfang :D
Zuletzt geändert von Benedikt am 17.01.2015, 12:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Spanmacher
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Spanmacher »

Benedikt hat geschrieben:
ABER: Gerade als Anfänger hat man nicht allzu viel Holz, da kann man auch 4x spalten und klebt später halt was für den Griff auf.
Das ist die eine Aussage.
Blackys Anmerkung und Heidjers sehr gute Erklärung (danke dafür) ist die andere Aussage.
Beide Aussagen haben eigentlich nichts miteinander zu tun.

Ich selbst habe etwas wertvolles dazugelernt und weiß jetzt auch nachvollziehbar, warum in meiner Anfangszeit in meinem Haus manchesmal das Bogenholz weniger und das Brennholz mehr wurde.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.
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Heidjer
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Heidjer »

Spanmacher hat geschrieben:...Ich selbst habe etwas wertvolles dazugelernt und weiß jetzt auch nachvollziehbar, warum in meiner Anfangszeit in meinem Haus manchesmal das Bogenholz weniger und das Brennholz mehr wurde.
Das ist eine Erfahrung, die fast jeder machte. ::)
Und Danke für Dein Lob, manchmal tut ein Feedback gut, das die Erklärungen auch verstanden werden. ;)

Es ist aber ebenso natürlich, bei knappen Ressourcen, diese optimal verwenden zu wollen und vier Staves sind nun mal doppelt soviel wie nur 2 Staves. Da hilft dann der Spruch mach nur 2 Bögen daraus nicht weiter, wenn die Dimensionen des Holzes doch mehr hergeben.
Es gibt allgemein nur wenige Baumarten, Esche ist eine davon, die überhaupt von Natur aus sehr gleichmäßig wachsen wenn sie die Chance dazu haben, und selbst da muß man sehen woher sie kommt. Graseschen sind keine Art oder Sorte, sie haben nur das Glück gehabt, auf freier Fläche (Wiese) oder am Bachlauf ohne Behinderung von anderen Bäumen oder Schatten wachsen zu können. Waldeschen die von allen Seiten gleiche Bedingungen oder Beschränkungen haben, können auch sehr gleichmäßig sein, nur haben die meist dünnere Jahrringe. ;)
Bei Eschen und eigentlich allen Bäumen, vom Waldrand, aus einer dichteren Hecke, oder die neben Häusern wachsen sieht es wieder anders aus, da sind dann die genannten Spannungen im Holz und somit nur weniger Holz das für einen Bogen taugt und stammt nicht die Masse unseres Holzes daher. ;)


Gruß Dirk
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Blacksmith77K
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Blacksmith77K »

@Dirk

Danke für die vorgeschobene Erklärung meines Hinweises. Hätte ich besser nicht beschreiben können. ;)
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...
Fogh
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Fogh »

Vielen Dank euch allen für den Input, besonders an Dirk für die sehr umfangreichen Erläuterungen!

Ich versuche es definitiv mit dem Spalten nach deiner Methode. Einen solchen Schnitt mit der Motorsäge traue ich mir nicht wirklich zu, außerdem glaube ich, dass mir ein Spaltversuch mehr an Erfahrung und hoffentlich auch etwas Gespür für das Holz bringt.
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RudBoy
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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von RudBoy »

Hallo!

Sehr gut erklärt...danke Dirk :-*
Jetzt wird auch mir einiges klar :o ;D

LG
LG Rudi
_________________________

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Re: Eine Esche, was nun?

Beitrag von Gornarak »

So hab ich meine letzte Esche vorbereitet: https://www.youtube.com/watch?v=3HOO_ELGGuI
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