Mittelalterfedern

Fragen zu Pfeilen zum Bogenschiessen. Keine Fragen zum Pfeilbau.
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Mandos
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Mandos »

@galli
Danke für deine Ausführung. So sehe ich das im Großen und Ganzen auch.
Deine Pfeile würden nun sicher keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, aber sie sind funtkional, die Wicklungen halten, die Federn sind ordentlich aufgeklebt. Darauf kommt es ja an. Ich denke, Pfeile die in der Schlacht gebraucht wurden, waren auch alles Andere als auf Schönheit gebaut. Sie mussten ja nur vernünftig fliegen, möglichst weit, und möglichst tödlich sein. Mehr nicht.
So sieht's aus.
Ich möchte noch kurz etwas zu meiner Motivation sagen, die Pfeile auf diese Weise herzustellen.
Erstens wollte ich soweit wie möglich Naturmaterialien benutzen. Zweimal habe ich dagegen verstoßen. Ich habe das Horninsert und die Spitze mit Epoxy geklebt. Das erstere wegen meiner handwerklichen Ungeschicklichkeit, saubere Schlitze zu sägen und das Horn entsprechend zu verarbeiten, letzteres weil mir keine zuverlässige Alternative bekannt war und ich die Pfeile auch alltäglich schießen wollte, ohne mir Sorgen über die teuren Spitzen zu machen.
Zweitens sollte der Pfeil gewisse historische Vorgaben erfüllen. Da es damals wohl kein Befiederungsgerät gab, wollte ich die Pfeile anders anbringen. Dies geht vermutlich auf mehrere Weisen. Ich habe mich für das alleinige Wickeln entschieden. Das hält durchaus ähnlich gut wie geklebt. Die Wicklung wurde dann gegen Verschleiß mit dieser Schicht bedeckt, die zudem ein historisches Vorbild hat, auch wenn es da Abweichungen geben mag. Der Verschleiß der Wicklung ist nämlich bei solch "schlecht" abgestimmten Pfeilen größer als bei genau ausgespineten.
Zu erwähnen ist auch noch, dass in jedem Pfeil mindestens 3 Stunden Arbeit stecken, von den Rohmaterialien zum fertigen Pfeil...


Ich bin froh, dass jetzt in zwei Threads das Thema "Spitzenbefestigung" angerissen wurde. Das beschäftigt mich auch schon seit geraumer Zeit. @Heiner hat sehr schön gezeigt, dass es geht.
Leider sind solche Tests recht zeitaufwändig. Außerdem besteht die Chance auf Spitzenverlust. Das schreckt natürlich immer zurück...
medieval archer
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von medieval archer »

@Mandos: Was mir gerade noch auffällt: Dein Kupfersulfat sieht so aus, als ist es noch in der Kristallform - also nachträglich noch drübergestrichen. Ich hätte das anders gemacht: alles zusammengemischt und dann erhitzt, so musst du letztlich nur einmal darüberstreichen.
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Mandos
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Mandos »

medieval archer hat geschrieben:@Mandos: Was mir gerade noch auffällt: Dein Kupfersulfat sieht so aus, als ist es noch in der Kristallform - also nachträglich noch drübergestrichen. Ich hätte das anders gemacht: alles zusammengemischt und dann erhitzt, so musst du letztlich nur einmal darüberstreichen.
Nö, ich habs mit erhitzt - also alles in einem.
Nur müsste ich es noch mehr zerdrücken. Da ich aber dazu keinen Mörser da habe, kriege ich das nie so hin. Besser wäre es wohl, Kupfersulfat oder Kupferacetat im pulverisierten Zustand zu kaufen oder aber mit Essig und Kupfer dieses natürlich erzeugen und abkratzen.
Mal schauen, wie ich das mache...

PS.
Bei den ersten beiden hatte ich weniger verwendet. Da wurde die Pampe nur grün gefärbt. Beim zweiten Durchgang war dann noch zu viel in Kristallform im Topf. ;)
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Heiner
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Heiner »

Danke für die netten Kommentare.

ad 1.) Nockkerben: Sehr genau hingesehen ;D. Stimmt, das kann glatter. Die vorhandene Rauigkeit ist aber unkritisch und erzeugt keine Abrasion bei der Mittenwicklung (Brownell Nylon Serving auf FFplus). Rein aus Prinzip geh ich aber ran und mach das glatt. Nicht alle sind so rau wie der, ist schnell gemacht.

ad 2.) Federlänge mit "etwas 'A'nspruch": Das angedachte Maß "A" ist natürlich nur schwer zu greifen. 5 Zoll geht meiner Meinung nach schon, besonders wenn der Rest des Pfeiles vernünftig ist. Die Befiederung alleine isses ja nicht. Der Hund liegt eher im Gesamtbild, bzw. der Gesamtdarstellung begraben.

ad 3.) Kontakt Michael Reape: Nein, kein Internetauftritt. Am besten erreichst Du ihn telefonisch (Michael Reape - Historic Archery Schmitthof 1, 36320 Lehrbach, Fon: 06635 780620) und auf Englisch. Bestell 'nen schönen Gruß :).

ad 4.) Kiefernpech: Doch, verlorene Spitzen jede Menge, 12 von 18 an zwei Tagen. Aber der Versuch musste sein. Ergebnis ist, dass es nur mit Kiefernpech bei mir auf Dauer nicht hält, nach 10 bis 50 Schuss waren die 12 Spitzen weg. Die stecken jetzt in Kent und Belgien im Boden und warten, dass sie irgenwann von irgendwem wiedergefunden werden ;).
Danke für Hinweis mit der Beimengung von Holzkohle/Asche zum Pech. Ich probier das mal mit dem nächsten Satz Spitzen aus. Die Verglasung war bisher schon arg und ich denke, dass sich bei Treffern auf den harten Grund (es war sehr heiß ind der Bogen karg) nach und nach die Klebwirkung durch die Stöße vermindert hat. Mehr Elastizität ist genau das Richtige, das was fehlt. Die Festigkeit war Top, da konnte ohne Werkzeug nichts mehr losgedreht werden. Auch ein kleiner Anteil Bienenwachs komtm das nächste Mal dazu. Ausprobieren!

ad 5.) M.R. Trophy Shoot: Wurde ausgerichtet von der ILAA, hier ein schnelles Copy/Paste von der Homepage:
2 & 3 July 2011 - Shoot at the Marks, Speed and Flight

Fraternity of St George, Mary Rose Shoot and Mary Rose Warbow Trophy - Kent

Torry Hill Estate, Milstead,Kent, England - Navigator setting; ME9 0SP

At the Marks, Speed, Flight, Cloth of Gold


Saturday 14.00 hrs start (artillery shoot)
Registration (on site) closes

11.15 hrs for the IMRWT King’s Target
or 13.45 hrs (as normal) for the Artillery shoot

11.30 - 12.30 hrs: the King’s Target (I.M.R.W.T. part-1)
14.00 Artillery Shoot

16.30 - 17.15 hrs: the I.L.A.A. Flight Championship (I.M.R.W.T. part-1)
17.15 - 18.00 hrs: the Standard Arrow (I.M.R.W.T. part-1)
18.00 - 18.45 hrs: the Military Arrow (I.M.R.W.T. part-1)
18.30 hrs Archers Supper, £11 please reserve, (£12 on the day)

Sunday 10.30 hrs start, main shoot:
Marks Speed, Flight, which is also part-2 of the
International Mary Rose Warbow Trophy (I.M.R.W.T. part-2)
Registration (on site) closes at 10.15 hrs

More details http://www.longbow-archers.com/fraternity.html
Wir waren in 2010 da, 2011 krankheitsbedingt verhindert. Mein Fazit: Eine grandiose Angelegenheit!

Es waren wohl ein paar Mitglieder der EWBS da, die Ausrichtung oblag aber der ILAA.

Soweit erstmal,
Heiner
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Heiner
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Heiner »

Mandos,

die Pfeile find ich total okay! Klar, schön ist anders, aber wenn sie gut fliegen und treffen und es Dir darum in erster Linie geht, was soll's? Spitzen von Hector muss man hier in D erstmal auf einem Pfeil finden! Die sind aller erste Sahne...

Bei den Nocken würd ich aber nochmal ran: oben runden und den Nockgrund auch weicher übergehen lassen. Wenn beim Auszug die Sehen an der Nocke einwinkelt, verschleißt das wie jetzt bei Dir erstens mehr als nötig die Sehne und führt zweitens sicher beim Release zu weiteren unerwünschten Kanteneffekten bei der Kraftübergabe (huch, das kann ich ja gar nicht belegen ;) !).
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Wilfrid (✝) »

Naja, Terpintin erhitzen? Außerdem ist Kupfersulfat in organischen Lösemitteln nicht/schlecht löslich.
Ich habe gute Erfahrungen mit Hautleim auf der Wicklung gemacht. Schützt die Wicklung, leimt sie zusammen und Leimt auch die Federn an
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Heiner
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Heiner »

Zum Thema Kupferacetat zum Grünfärben bzw.als Pestizid:

- Mahlen und in Lösung Erwärmen hat bei mir gut geklappt. Allerdings habe ich es mit dem Leim verdorben, der war mal zu heiß. Das war aber bei einem anderen Satz Pfeile, nicht bei diesem hier.

- Kann man auch gut selber herstellen: einfach Kupferblech besorgen, anschleifen und etwas in 'Schüsselform' zurechtbiegen. Dann Essig oder besser Essigessenz draufsprühen, trocknen lassen und die Prozedur wiederholen. Alternativ eine Menge in das Schüsselchen einfüllen und austrocknen lassen. Es dauert ne Weile, aber es entsteht eines der verwendbaren Kupferprodukte als Überzug. Diese entstehenden Überzug kann man abkratzen, aber vorsicht: ist nicht gesund.

Hier noch ein anderer Weg:
Zur Herstellung im Labor legt man einen größeren Streifen Kupferblech in Essigessenz (25%-ige
Essigsäure), so dass der Streifen zur Hälfte aus der Flüssigkeit ragt und Luftkontakt besitzt
Quelle: http://www.seilnacht.com/Chemie/ch_cuace.htm

Gruß
Heiner
Zuletzt geändert von Heiner am 18.09.2011, 19:59, insgesamt 2-mal geändert.
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Wilfrid (✝)
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Wilfrid (✝) »

kannst auch den Leim im Kupferschüsselchen n paar Tage stehen lassen, immer wasser nachkippen überm Stövchen
Für Federn reicht auch Gelatine
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Mandos
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Mandos »

@Heiner
Bei den Nocken würd ich aber nochmal ran: oben runden und den Nockgrund auch weicher übergehen lassen. Wenn beim Auszug die Sehen an der Nocke einwinkelt, verschleißt das wie jetzt bei Dir erstens mehr als nötig die Sehne und führt zweitens sicher beim Release zu weiteren unerwünschten Kanteneffekten bei der Kraftübergabe (huch, das kann ich ja gar nicht belegen ;) !).
Ja, ich geh da noch mal ran. Nach der ganzen Arbeit wollte ich einfach mal schießen. ;)
Mahlen und in Lösung Erwärmen hat bei mir gut geklappt.
Mit was hast du das gemahlen?

Das mit der natürlichen Herstellung, hatte ich ja auch oben schon geschrieben. Werde das vielleicht mal ausprobieren.
ist nicht gesund.
Ich ziehe dabei immer Kautschukhandschuhe an und solange es nicht in den Mund oder die Augen gelangt, sollte nichts passieren. Giftiger ist bei meiner Methode da schon der Dampf des erwärmeten Harzes. Geht doch etwas in den Kopf, wenn man sich nicht zwischendurch etwas fernhält.

Bogen- und Pfeilbauen ist halt nicht so gesund. :D
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Heiner
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Heiner »

Mandos hat geschrieben:Ja, ich geh da noch mal ran. Nach der ganzen Arbeit wollte ich einfach mal schießen. ;)
Recht so :D!
Mit was hast du das gemahlen?
Mörser vom Flohmarkt. Hier läuft gerade einer bei Ebay aus: Link

Wenn Du schnell bist, ist er günstig Deiner...
Zuletzt geändert von Heiner am 18.09.2011, 20:04, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Galighenna »

Ich hatte eigentlich auch eher im Kopf, das die da keinen Wachsüberzug hatten in dem das Kupferacetat gelöst war, sondern das die einen Überzug aus Hautleim oder ähnlichem, versetzt mit Kupferacetat verwendet hatten. Bin mir allerdings da nicht 100% sicher, ist nur so aus meiner Erinnerung.
Kupferacetat ist nämlich eher in wässriger Umgebung löslich (Hautleim) als in Fetten. (Kochsalz löst sich ja auch nicht wirklich in Speiseöl oder zerlassener Butter)
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

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Mandos
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Re: Mittelalterfedern

Beitrag von Mandos »

@Heiner
Danke, aber zu langsam...

@galli
Ja, ich glaube auf der Mary Rose wurde Hautleim verwendet. Beim Westminster Abbey Arrow aber eher etwas harziges - wobei ich mir da nicht zu 100% sicher bin. Steve Stratton hatte da mal Daten zu angekündigt, die aber leider noch nicht gekommen sind...

Zu lösen brauch es sich auch gar nicht unbedingt. Solange Partikel vorhanden sind, erfüllt es wohl seinen Job.
Man sieht aber auch bei meinem Beispiel, dass sich die kleineren Stücke anscheinend gelöst haben. Sonst wäre die Pampe ja nicht so grünlich...
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