Stringfollow vermeiden

Themen zum Bogenbau
tomtux
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gegenbeispiel

Beitrag von tomtux »

vor 3 wochen habe ich eine ziemlich extremen reflex-deflex bogen versucht.

2" deflex, stark elliptisch 10" reflex verleimt.
vom reflex sind 8" übrig geblieben.

beim tillern hatte ich zuerst ein steinhartes, bocksteifes teil, das sich fast überhaupt nicht biegen liess. mit der langen tillersehne hab ich mich dann mit möglichst konstant 60# an standhöhe angenähert.

plötzlich gibt das ding nach und ich hab noch knapp über 40# auf der federwage.
ich habe jetzt also ein teil, bei dem ich auf standhöhe ca. 40# auf den fingern hätte.

ich konnte es nicht glauben und habe interessehalber mit eingehängter federwaage weitergezogen.

keine änderung, gar nix, konstant 40#.
zuerst hatte ich die waage in verdacht, die war aber in ordnung.

bei 18" auszug (und immer noch 40#) hats dann das backing zerrissen.

wenn es also theoretisch, praktisch bin ich ja bis über halben auszug gekommen, möglich ist einen bogen zu bauen, der konstantes zuggewicht über den gesammten auszug hat, dann kann rabes rechnung der zuggewichtsdifferenz nicht stimmen.

praktisch wäre damit das maximum an energie erreicht, die ich bei vorgegebenem zuggewicht auf einen bogen aufbringen kann.
mehr als immer alles geht nicht!

und ich wage jede wette anzunehmen, dass das ding wesentlich schneller gewesen wäre als ein bogen mit 4" stringfollow und gleichem zuggewicht.
Holzbogenbauer
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RE: gegenbeispiel

Beitrag von Holzbogenbauer »

Original geschrieben von tomtux
und ich wage jede wette anzunehmen, dass das ding wesentlich schneller gewesen wäre als ein bogen mit 4" stringfollow und gleichem zuggewicht.
... wenn da das kleine Wort "wäre" nicht wäre :D

Das mit den gleichbleibenden 40 lbs ist leicht zu erklären. Die 40 lbs blieben konstant beim weiterem Auszug, da sich das Holz dabei gesetzt hat bzw. Leistung (Vorspannung) verloren hat. Anders wäre es wohl kaum zu erklären. Aber auch Achtung, die Federzugwaagen sind sehr ungenau und ich würde nie eine verwenden, um ein Zuggewicht damit zu messen. Alles was du an zusätzlichem Reflex dem Bogen zufügst, ob set back oder Recurve, fehlt dir hinterher an Auzug um einen haltbaren Bogen zu bauen. Also sollte man dafür auch nur geeignetes Holz verwenden.

André
tomtux
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RE: RE: gegenbeispiel

Beitrag von tomtux »

Original geschrieben von Holzbogenbauer

Das mit den gleichbleibenden 40 lbs ist leicht zu erklären. Die 40 lbs blieben konstant beim weiterem Auszug, da sich das Holz dabei gesetzt hat bzw. Leistung (Vorspannung) verloren hat.

André
so hatte ich mir das zuerst auch erklärt.
vom bambusbacking hatte es aber nur einen ca. 2m breiten span abgehoben, ich konnte den versuch mit gesteigertem risiko wiederholen.

die "reste" gingen nach dem entspannen wieder vollständig in ihre ausgangslage zurück, keine spur von stringfollow.
und die zuggewichtskurve, allerdings habe ich es nicht mehr soweit wie vorher probiert, war auch gleich. gut 60# am anfang und dann schlagartiges nachlassen.

die materialauswahl war sicher gewagt, ahorn unter bambus, und ich hatte mit völlig zerquetschtem belly gerechnet. sicher nicht mit einem nachgeben des backings.
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WesselCh
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Federwaage

Beitrag von WesselCh »

Original geschrieben von Holzbogenbauer
...
Aber auch Achtung, die Federzugwaagen sind sehr ungenau und ich würde nie eine verwenden, um ein Zuggewicht damit zu messen.
...
André
Womit mißt Du denn Dein Zuggewicht?

christian
Einen Bogen zu bauen ist die aufwändigste Art Brennholz zu machen. (Bard)
masticore
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Beitrag von masticore »

kann mir jemand sagen wieso moderne glasbögen mit reflex gebaut werden? wenn ich der diskussion richtig gefolgt bin, hat das ja nur nachteile. weniger effizienz und grössere beanspruchung des materials.
ich kapiere nichts mehr :-(
Holzbogenbauer
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Beitrag von Holzbogenbauer »

masticore: wir sprechen hier von Holzbögen, Glas spielt in einer ganz anderen Liga.

WesselCh: ich messe meine Bögen mit 2 sehr guten Personenwaagen von Soehnle, eine Digital eine Analog, um Unterschiede durch Gerätefehler auszuschliessen.

André
masticore
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Beitrag von masticore »

natürlich spielt glas in einer anderen liga. trotzdem sollte das besprochene doch für beide gelten. der reflex wird ja auch beim glas "eingebaut" um eine höhere vorspannung zu erzielen.
wenn aber eine höhere vorspannung nix bringt, wieso macht mans dann?
bei holz ist ja die erhöhte belastung fürs material noch schlimmer. wieso nimmt man da das in kauf, wenns nichts bringt?
ich kapier einfach nichts mehr. ich versuchte meine bögen immer mit reflex/setback/recurve zu bauen, um eine grössere leistung zu erreichen. und ich bin ja nicht selber auf diese idee gekommen.
schiefa
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Beitrag von schiefa »

masticor hat schon recht, da gibts keinen prinzipiellen Unterschied Holz/Glas. Bogen mit Vorspannung sind effektiver. Die Fläche unter der Auszugkurve und somit die Energie ist größer. Deshalb sind Recurves effektiver als Langbögen, Compoundbögen effektiver als Recurves (trotz Reibungswiderstand der Rollen).Darüber findet sich auch im Internet einiges z.B:
www.bogen.at/klanert/artikel/artikel3.shtml

Oder man schlägt im TBB1 bei Tim Baker nach,
da steht beim Vergleich von Bögen verschieder Längen und Hölzer so ungefähr folgendes:
Langbogen 67" 50lb (500gr pfeil)
mit 1,5" Stringfollow: 150fps
mit 3" Stringfollow: 145fps
mit leichtem Reflex: 155fps
mit Recurves: 160fps

kann sein dass die zahlen leicht daneben sind, hab mein Gedächnis strapazieren müssen.
Dass ein Bogen der "stacked" schlechter abschneidet ist mit der Fläche unter der Kurve auch leicht zu verstehen.

Also meiner Meinung nach müssen masticors Bögen schon ziemlich gut sein.

Andreas
shantam

stacken

Beitrag von shantam »

ist es nicht völlig wurscht was unter der fläche der auszugkurve ist?
stacken bedeutet doch,versteh ich so,das er anfängt hart zu werden,also zu viel# zunahme pro inch mehr auszug.
ist mehr ne frage wie steil due kurve ansteigt und nicht wie steil/flach die kurve vorher war.

grübel grübel

shantam
tomtux
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Beitrag von tomtux »

@schantam

zeichne es einfach mal auf.
die eine auszugslinie ist einfach linear, fängt bei standhöhe mit hausnummer 10# an und hört bei 28" vollauszug mit 50# auf.
die zweite linie fängt auch bei 10# und läuft gerade bis 27" und 40#, auf dem restlichen 1" legt er dann auch auf 50# zu.

unter welcher kurve hast du mehr fläche? ;-)
shantam

Beitrag von shantam »

das mit der fläche versteh ich schon.
war aber nicht meine frage.
sondern ob ein bogen stacked hängt davon ab wie es weiter geht und nicht was vorher war.
denke ich mir so.

shantam ohne c :D
Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz »

Mit dem stacken kann ich Shantam nur recht geben, und wir Rabe sagt ist das stringfollow in normalen Bereich kein Problem.
@ Bard
Elb stimmt fast zum Thema langsam und schwerer Pfeil.
Im Buch Pfeil und Bochen von J. Junkmanns ist ne schöne Tabelle von Weitschussversuchen drin. Alle max Weiten mit Längbögen und leichtem Pfeil erziel. Zum Thema langsam; Bogen von Roy King Mary Rose Nachbau (75") wirft 950 Grain Pfeil mit 208 fps. Design und Materialkombination (nicht berechnet) und "Glück" spielen auch eine Rolle.

Gruß
K-H
LaCroix
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Beitrag von LaCroix »

Das problem mit Stacking ist, das es durch die Flächenkurve nicht so leicht erklärbar ist.

Es kommt nur drauf an, wie man das Beispiel konstruiert.

Nimm 2 Bögen, beide haben bis ~27" die selbe Auszugskurve, aber der eine stackt am letzten zoll.

Der Stackende Bogen ist nun rein zahlenmäßig um sagen wir mal 1# stärker, und seine "Unterauszugslinienfläche" ist ebenfalls größer, aber er wird trotzdem schlechter schießen als der andere.
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schiefa
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@LaCroix

Beitrag von schiefa »

hallo thomas,
hab dich schon vermisst -kann wieder eine spannende Diskussion zu werden. :-)
Bei deinem Beispiel wäre die Fläche unter den Kurven beim "Stacker" nur geringfügig größer, er würde vermutlich etwa gleich schnell schießen.
Das aber bei einem Pfund höherem Zuggewicht,
also ist er weniger effizient.

ich hab gestern wieder mal im TBB1 geblättert, da ist unter Leistungsfähigkeit und Design alles recht gut erklärt. Auf S.49 ist ein nettes Bildchen von Auszugskurven Reflexer bis deflexer Bögen.

Ich hab mir in Excell vor einiger Zeit ein einfaches Bogenmodellchen gebastellt.
Steifer Griff+WA biegt sich kreisförmig+starres Ende.
zum nachbau nicht so zu empfehlen, die Auszugkurven kommen der Realität aber halbwegs nah.

Das Bild zeigt die Kurven eines geraden, deflexen (10cm Stringfollow), reflexen und sehr kurzen Bogen ohne steife Enden ("stacking").
Alle haben nach 28" Das gleiche Zuggewicht, die gespeicherte Energie ist aber unterschiedlich.

Andreas


Bild
LaCroix
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Beitrag von LaCroix »

Ja, wenn man das Zuggewicht am Haltepunkt als Referenz nimmt, ist ein stackender Bogen mit weniger Energie versehen.

Allerding hat meine bescheidene Erfahrung mich gelehrt, das selbst bei gleicher oder minimal höherer Energiemenge (siehe mein Beispiel) der stackende Bogen trotzdem deutlich schlechter schießst als ein "guter".

Das Stacking scheint sich auch bei der Energieübertragung des Bogens auf den Pfeil deutlich auszuwirken und dort weitere Energie zu verschwenden. Warscheinlich auch durch den übergroßen Sehnenwinkel.

Das liegt warscheinlich daran, das bei einem stackenden Bogen die Arme sehr weit durchgebogen sind. Dadurch wirkt die Beschleunigung der Tips anfangs fast nach oben/unten, und diese muß dann im Zuge der weiteren "Entspannung" des Bogens nach vorne umgelenkt werden, was zusätzliche Energieverluste bewirkt. Da die Energie aber am Anfang am höchsten ist, wirkt sich so eine "Fehlausrichtung" stark aus.

Kurzum, es ist der Effizienzkiller #1.
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