Hallo, dann jetzt mal noch ein paar meiner Eindrücke zur späten Traubenkirsche. Bitte aber nicht so verstehen, dass ich anhand eines Bogens aus diesem Holz auf alle Bäume schliesse - dazu gibt es zuvielle Einflussfaktoren.
Ich fang mal nach der Ernte an: Das Holz lässt sich gut entrinden, je stärker die Borke aufgerissen ist, umso schwerer gehts.
Das Holz lässt sich gut im Verlauf des Markkanals spalten, aber auch nur wenn man Beil an Beil setzt und vorsichtig tiefer geht.
Der Splint versprödet schnell bei zu grossen Temp.-Schwankungen, bzw. bei zu grossen Temp.-Spitzen (wie das in einer Garage halt so sein kann). Das Kernholz bildet gerne Risse, weils nach dem Spalten ziemlich zerfetzt ist. Der Splint lässt sich sehr leicht abnehmen, auch wenn die Ringgrenze seehr dünn ist (zur Erinnerung: es ist ein Halbringporiges Holz). Die Verkernung ist nicht unbedingt in einem Ring gefangen, sondern kann über mehrere Ringe im Baum laufen. Und an dieser Stelle kommt die Zicke ins Spiel. Man sollte darauf achten, dass man ein Kernholz hat, das sich innerhalb der einzelnen Ringe bewegt (ich denke, dass das auch für andere Kernholzarten gilt). Denn ist das Kernholz auf einer Seite dicker, als auf der anderen, fangen die Tillerprobleme schon bei der Holzauswahl an - Splint und Kern verhalten sich sehr unterschiedlich (iss ja jetzt auch nix neues). In diesem konkreten Fall hiess das, dass der Bogen in Teilbereichen angefangen hat zu verdrehen (aber tatsächlich nur in Teilbereichen).
Dieses Holz hat Monatsringe oder wie auch immer das nennen soll, damit meine ich, dass man im Stirnschnit denkt dieRinggrenzen zu erkennen, aber wenn man die Ringe dann abnimmt, erkennt man dass es nicht so iss. Wenn der Splint bricht, dann delaminiert er in ganz dünnen Schichten (entlang der "Monatsringe") und bricht mit sehr spitzen Zacken (dies wurde hier vor Jahren auch schon beschrieben). Das Kernholz in meinem Fall hat keine Ansätze am Bauch zu knautschen - bin mal gespannt, wie es sich im Lauf der Zeit an den leider eingebauten Schwachstellen verhält. Der Bauch ist aber in diesem Fall auch flach gehalten. Ich bin aber fast überzeugt, dass hier auch ein flaches D-Profil geht (was getestet wird

).
Das Holz reagiert nach der Spanabnahme am Bauch erst nach etlichen Auszügen auf den aktuellen Auszug, deswegen auch meine Aussage, dass es sich zickig beim tillern verhält (bei nem Holunder hat das Holz schon im auf Standhöhe aufgespannten Zustand reagiert - also am aufgespannetn Bogen getillert).
Was mir sehr gut gefällt ist die Tatsache dass:
- es lässt sich schnell trocknen (iss ja nicht viel schwerer, als Hasel), iss aber trotzdem ein hartes Holz (zumindest der Kern)
- es lässt sich super messern, schleifen, raspeln usw.
- es hat (das Kernholz) sehr hohe Rückstellkräfte (ich habe an dem Punkt, als es Zeit war auf Standhöhe zu gehen eine 11-Strang B55 Sehne benutzt, die ich vorher auf einem mittlerweile zerbrochenen Holunder (wegen Versprödung, nicht wegen Baufehler - den Link reich ich nach, der Tiller war gut) und die wurde einfach glatt gezogen
- es sieht wunderschön aus
- es ist leicht, aber trotzdem hart
- es ist super billig (ich hab für 3 Bäume mit 6-10 cm Durchm. beim Forst 7,50 bezahlt) und die Förster küssen dir die Füsse fürs abschneiden
Was mir nicht gefällt:
- es verwirft sich beim trocknen ziemlich arg
- sonst fällt mir nix ein
Ich habe bestimmt jetzt alles mögliche, was mir noch aufgefallen ist vergessen - wenns mir wieder einfällt, wirds nachgereicht
Viele Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...